Ausgehend von der stilistischen Modeerscheinung der Sentenz/Pointe in der romischen Literatur des ersten nachchristlichen Jahrhunderts geht der Verfasser der Frage nach, mit welcher Zielsetzung Tacitus die Sentenz im Rahmen seiner Historien verwendet. Hierbei tragt er der Tatsache Rechnung, dass Tacitus ein psychologisierender Schriftsteller ist. Nach einer ausfuhrlichen Beschaftigung mit dem Sentenzbegriff gibt der Verfasser eine umfassende Darstellung der Verwendung der Sentenz in den Historien, wie sie Tacitus als Begrundung fur Charaktere, Handlungen und Zustande einsetzt, wobei die Sentenzen Wert- bzw. Unwertbegriffen zugeordnet werden. Dabei bietet er nicht nur reichhaltiges Material, Querverweise zu zeitgenossischen Autoren des Tacitus vor allem zu Lukan, Sueton und Plutarch. Bei der zusammenfassenden Wertung der Zuordnungen geht der Verfasser auf eine stilistische Eigenheit des Tacitus ein, die von der Stilistik bisher nicht erfasst wurde: der Nebeneinanderstellung von Physischem und Psychischem. Drei ausfuhrliche Register schliessen sich an.