Das gotische Königreich in Italien steht auf der Schwelle zwischen Altertum und Mittelalter. Einerseits setzte es die Traditionen römischer Staatlichkeit in hohem Ma e fort. Andererseits aber beruhte es auf einem fragilen Kompromiss zwischen den einheimischen Eliten und einem Kriegerverband, der mit Theoderich nach Italien gekommen war und dort als militärische Funktionselite angesiedelt wurde. Dieser Kriegerverband wurde als ethnische Gruppe definiert; der König beanspruchte, über zwei Völker, Goten und Römer, zu herrschen, die in seinem Reich einträchtig, aber mit verschiedenen Aufgaben miteinander leben sollten. Der Sammelband enthält innovative Beiträge zu zentralen Aspekten dieser singulären Herrschaftsbildung. Die Autoren, die aus vielen Disziplinen kommen, fassen den aktuellen Forschungsstand zusammen und entwickeln neue Perspektiven. Behandelt werden Siedlungsformen und Stadtentwicklung, soziale Eliten, ethnische Zuschreibungen und religiöse Gruppenbildungen, Historiographie, Recht und Herrschaft, Nachleben und Forschungsgeschichte.
Das hellenistische Rhodos gilt in der modernen Forschung ganz überwiegend als ein Staat, der aufgrund seiner merkantilen Interessenstruktur eine au enpolitische Grundlinie verfolgt habe, die durch Bekämpfung der Piraterie, Minimierung militärischer Gewaltanwendung, Neutralität und das Eintreten für ein Gleichgewicht der Mächte gekennzeichnet gewesen sei. Dieses Modell eines friedlichen Handelsstaates hat den Blick dafür verstellt, da die Rhodier während der Jahre 220 bis 168 in für sie wichtigen Regionen nachweislich dynamisch und expansiv agierten. Auch wurde übersehen, da sie dort, wo dies für sie erfolgversprechend war, durchaus auch militärische Gewalt einsetzten. Durch ihren Angriff auf Philipp V. und den anschlie enden Appell an Rom, die Beteiligung am Krieg der Römer gegen Antiochos III. sowie die Neutralität im Krieg der Römer gegen Perseus haben die Rhodier das Ende ihrer Unabhängigkeit selbst mit herbeigeführt.