by Schubert, Jan
Hardcover - German - 9783525101513
Die Idee der europaischen Einheit hat im protestantischen Denken keine lange Tradition. Uber Jahrhunderte war der Protestantismus aufs engste mit der Staats- und Nationenwerdung in Europa verbunden gewesen, weshalb er lange Zeit fur europaische Vielfalt und Disparatheit, nicht aber fur eine wie auch immer geartete Einheit stand. Erst ab Ende der 1930er Jahre ist das Entstehen eines protestantischen Europadiskurses zu beobachten - und zwar innerhalb der internationalen okumenischen Bewegung. Dort, wo die Einheit der Kirchen uber die nationalen Grenzen hinweg angestrebt wurde, liess der drohende Krieg zwischen eben jenen Nationen ein europaisches Bewusstsein entstehen, und fuhrende Vertreter der Okumene begannen, sich in die allgemeine Diskussion uber die Zukunft Europas einzuschalten. Von zentraler Bedeutung war dabei der niederlandische Theologe Willem Adolph Visser't Hooft, der den okumenischen Protestantismus im 20. Jahrhundert wie kein Zweiter pragte. In der vorliegenden Studie untersucht Jan Schubert, wie sich seine Wahrnehmung Europas als einer politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Einheit von den 1920er bis zu den 1960er Jahren entwickelte. Dabei vollzieht die Studie nach, welche Personen, Gruppierungen sowie welche geistigen, ideellen und theologischen Stromungen ihn bei seiner Meinungsbildung bezuglich Europa beeinflusst haben. Auf diese Weise eroffnet sie einen exemplarischen Einblick in die Entstehungsphase des protestantischen Europadiskurses, der in der historischen Forschung bislang weitgehend vernachlassigt wurde.